Montag, 15. August 2005

Hamburg-Blues

Derzeit befällt mich, vermutlich auch dank des Hamburger Wetters, das sich jetzt auch schon südlich des Weißwurstäquators festgesetzt hat, ein Gefühl, das ich sonst nur kenne, wenn mal wieder eine Langzeitbeziehung eine viel zu kurze Halbwertszeit hatte und mal wieder nichts mehr bleibt außer das Lecken der Wunden. Aber diesmal handelt es sich nicht um ein weibliches Wesen, sondern um eine Stadt, die mein Herz Trauer tragen lässt. Kurz und gut: Hamburg, Du fehlst mir. Deine St.Pauli-Fans, die sich rund um das Heiliggeistfeld in Richtung Millerntorstadion aufmachen, hoffnungsfroh und doch in der Gewissheit, dass die Sterne auch in dieser Saison außer Reichweite bleiben werden. Mir fehlen die Boots-Parties auf Deiner Elbe, die immer von Touristen bestaunt ihren Anfang an den Landungsbrücken nehmen und später auf dem Land ihren Ausgang in den Clubs finden wenn draußen längst schon die Sonne den Betrunkenen zum Fischmarkt weist. Das schlechteste Konzert aller Zeiten (Westernhagen schlecht, Beschallung schlecht, Stimmung schlecht, Tageszeit schlecht, Begleitung (posthum) auch schlecht) und das beste DJ-Set (Die Liga der außergewöhnlichsten DJs: Ferry Corsten weltklasse, Feierleute herausragend, Sound sehr laut, Laden proppevoll)hast Du nebst meiner Wenigkeit beheimatet. Mit Deinen süßen Mädels hast Du in so manche Nacht so manchen Stadtteil ausstaffiert, so dass ich immer gut unterhalten war. Vor allem, als ich dann nach einem halben Jahr mit dem spröden, kühlen Charme Deiner Einwohnerinnen klarkam. Die Profilneurotiker, die mit neuester Multimedia-Ausstattung im Cliff ihre Aufwartung machen und sich gegenseitig über die Wichtigkeit und Notwendigkeit ihres täglichen Broterwerbs anlügen oder zumindest im Unklaren lassen fehlen mir ebenso wie der Blick von Außen, also von Harburg, auf Deinen Hafen, der mich öfters als erhofft zum Rad fahren entlang der Elbe verleitet hat (Immer wieder vergessend, daß auf dem Hinweg Rückenwind herrschte und ich auf dem Rückweg dann regelmäßig am Ende war. Das Versumpfen in Deiner Seele, dem Kiez, wenn der Abend mal wieder nahtlos in die Nacht in den Morgen überging und bei einem Absacker in der Haifischbar sein Ende nahm. Oder vielmehr nach dem Durchmessen des gesamten Weges der U2, weil ich noch vor Erreichen der Horner Rennbahn eingeschlafen bin. Von den Auswirkungen des Alkohols auf die Dauer des Bahnsteigwechsels ganz zu schweigen. Mir fehlt Dein Derby, wo ich so manches Mal aufs falsche Pferd gesetzt habe genauso wie Dein Stadtpark mit seinen grillenden Horden, Hunden die nur spielen wollen und kopulierenden Menschen. Aber sei Dir gewiss, eines Tages bin ich wieder da und kann Dich wieder spüren. Und ich bin mir fast sicher: An diesem Tag gibt es Hamburger Wetter.

Homo Ludens

...Das Leben ist nur ein Spiel...

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